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MvR ruft Bodenschatz an

Event ID: 408

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Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935

01 July 1917

50.816141687498735, 3.2403333562695864
Markebeke
Marke

Source ID: 58

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935 p.  11 

“Ende Juni des Jahres 1917 platzte eine Ordonnanz aufgeregt in die Suppe, die den Herren der Jagdstaffel Boelcke soeben auf den Tisch gestellt wurde, in einem Schloß in der Nähe von Cambrai.

“Mit der Ruhe”, sagte der Adjutant mißbilligend. “Was ist los?” “Herr Oberleutnant Bodenschatz wird von Herrn Rittmeister von Richthofen am Telephon gewünscht!” schmetterte die Ordonnanz feierlich in das Zimmer.

“Ich?” fragte der Adjutant verwundert, rückte den Stuhl zurück und unter dem neugierigen Schweigen der Herren verließ er den Raum.

“Guten Morgen, Bodenschatz!” vernahm er am Telephone. “Hier ist Richthofen. Ich bin eben zum Kommandeur eines Jagdgeschwaders ernannt worden. Ich brauche einen Adjutanten. Wollen Sie?”

“Selbstverständlich. Ich bin morgen früh da. Wo ist das?”

“Freu mich, Bodenschatz. Marckebeeke bei Courtrai. Wiedersehen.”

Langsam wanderte der Adjutant durch den langen Korridor. Er ging nicht sofort zum Essen zurück, sondern blieb an einem Fenster stehen und starrte hinaus. Das war  eines der schönsten Telephongespräche gewesen, das er in seinem an Telephongesprächen reichen Adjutantenleben geführt hatte. Er fand es liebenswürdig von Richthofen, daß er ihn nicht vergessen hatte. Bodenschatz erinnerte sich an die Zeit vor einem Jahr, als er zum Adjutanten des Hauptmanns Boelcke ernannt worden war. Er trat damals diese Ernennung unter tragischen Umständen an. Als er auf dem Flugplatz eintraf, empfing ihn die Nachricht, daß Boelcke am gleichen Morgen gefallen sei. Und die erste Tätigkeit des neuen Adjutanten war, seinen toten Staffelführer in die Heimat zu begleiten. Nach seiner Rückkehr zur Staffel blieb nicht lange Zeit, über diesen unersetzlichen Verlust nachzugrübeln, denn es wehte ein scharfer Wind, und der heroische Geist des toten Führers loderte in den jungen Fliegern seiner Staffel weiter. Da waren Jagdflieger mit berühmten Namen: Böhme, Kirmeier, Müller und ein junger Ulanenleutnant Manfred Freiherr von Richthofen. Mit dem Ulanen freundete sich der Adjutant sehr bald an und als jener im Herbst 1916 die Führung der Jagdstaffel 11 erhielt, empfand der Oberleutnant Bodenschatz die Trennung von ihm bitter.

Großartig von Richthofen, dieser Anruf jetzt, und der Adjutant machte sich auf den Weg zum Essen, um die Neuigkeit den Kameraden mitzuteilen.

(…)

Auf die fragenden Blicke seiner Kameraden antwortete der Oberleutnant: “Morgen früh bin ich hier verschwunden. Adjutant von Richthofen.” Ein Glückwunschgebrüll tofte über den Tisch. Und jedermann verstand es gut, daß der Oberleutnant sich nicht mehr lange mit Essen aufhielt, sondern nach einigen Bissen mit gemurmelten Entschuldigungen verschwand.”

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