skip to Main Content

Bodenschatz, Dostler, Döring, und Wolff besuchen MvR

Event ID: 415

Categories: 

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935

06 July 1917

50.82958008143341, 3.270851981468829
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

Source ID: 58

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935 p.   

Am Nachmittag klemmen sich Bodenschatz, Dostler, Doering und Wolff in ein Auto und fahren hin.

“Den Herrn Rittmeister können Sie nicht sprechen”, sagt die Schwester. “Warum denn nicht?” rufen alle vier beinahe gleichzeitig und werden unruhig. “Weil er Ruhe braucht”, erwidert die Schwester ungeduldig. “Ach so!”, sagt der Oberleutnant Bodenschatz erleichtert, “also dan können wir ja wohl mal reingehen”.

Schwester Käte starrt die unverständigen Besucher ergrimmt an, dann geht sie ins Haus. Als sie wiederkommt, dürfen die vier hinein. Mit dem schneeweißen dicken Verband um den Kopf empfängt sie der Rittmeister etwas niedergeschlagen. “Es tut mir so leid”, sagt er, “mitten drin jetzt wegzubleiben, aber ich komme bald wieder, sehr bald”.

Er hat eine zehn Zentimeter lange Wunde am Kopf, man hatte sie zwar zusammennähen können, aber an einer Stelle seines Haares sah man später immer den blanken, weißen Schädelknochen herausglänzen.

Aber…es geht gut. Der Vater Richthofens, der in der Nähe von Lille Ortskommandant ist, wird benachrichtet und die Mutter ebenfalls.

Das kommando über das Geschwader übernimmt der Oberleutnant v. Doering.

Auf dem Flugplatz der Jagdstaffel 11 in Marckebeeke sitzen die deutschen Herren wie die Tauben so eng zusammen. Sie haben den Adjutanten eingequetscht und ihn von allen Seiten ausgedrückt Sie wollen es genau wissen, wie der Kommandeur aussieht, was er gesagt hat, in welcher Stimmung er sich befindet, ob er zu Bett liegen muß oder ob er auf einem Stuhl sitzen darf, und ob er einen guten Artzt hat, ob er wenigstens eine hübsche Krankenschwester bekommen habe, wie lange es voraussichtlich dauern wird usw. usw. Und als sie alles erfahren haben und der Adjutant sich etwas erschöpft von dannen macht, sitzen sie noch lange zusammen. Es wurde in keinem Kasino der vier Jagdstaffeln an diesem Abend viel von “Rache” gesprochen oder von “wir werden es ihnen heimzahlen”, es wurde auch nicht “auf den Tag” angestoßen.

Aber in allen Gesichtern lag ein gewisser nachdenklicher Zug, und in den Augen eine gewisse konzentrierte Härte, und bei allen stand das Kinn einen Zentimeter höher in der Luft als sonst. Der Adjutant hatte das wohl bemerkt. Er seinerseits sandte ein dringliches Abengebet zum Himmel. Möge doch, dachte er heftig, am anderen Tage das schönste Wetter sein.

This Post Has 0 Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Back To Top