Ein Ruhmestag des JG I
Event ID: 436
18 March 1918
Source ID: 58
“Und dann kommt der 18. März.
Ein Ruhmestag des Jagdgeschwaders I. Schon am frühen Morgen waren im Frühlingshimmel weit jenseits der Front starke Einsitzer- und Zweisitzer-Geschwader umhergeschwirrt. Das Jagdgeschwader I stand startbereit. Aber zunächst traute sich kein Engländer über die Front.
Dann, gegen halb elf, kamen sie.
In großer Höhe zogen sie geschlossen ihren Weg, dicht massierte Geschwader, auf Biegen und Brechen den Befehl auszuführen, die deutsche Front zu ünerfliegen und endlich Einblick in das zu bekommen, was da hinten rumorte. Zu erkunden, was die vielen nächtlichen Geräusche zu bedeuten hatten, die man abhörte, was überhaupt los war. An der ganzen Front in Frankreich, vom Marschall herunter bis zum letzten, kleinen Poilu, hatte das mißtrauische Gemunkel nicht mehr aufgehört.
Jetzt sollte es aufhören.
Die st¨rksten Geschwader der englischen Armee marschieren in über 5000 m Höhe zur deutschen Front.
Die Funkmeldungen der deutschen Luftschutzoffiziere waren rechtzietig in Avesnes le Sec eingetroffen, der Kommandeur startete mit 3 Staffeln im geschlossenen Verband. Es war ein wunderbarer und ernster Anblick.
Weit voraus and er Spitze seiner Staffel der Kommandeur, hinter ihm links 500 m höher gestaffelt die Jagdstaffel 6 und rechts Jagdstaffel 10, es waren dreizig Flugzeuge, besetzt mit den verwegensten und berühmtesten Fliegern der deutsche Armee.
In 5300 m Höhe entdeckte der Kommandeur mehrere englische Geschwader, die soeben die deutschen Linien in Richtung Le Cateau überflogen. Der Freiherr warf sein Geschwader herum und folgte den Engländern. Das letzte Flugzeug des schließenden Geschwaders, ein Bristol Fighter, brach unter dem Maschinengewehrfeuer Richthofens und des Leutnants Sußmann, die ihn zugleich angriffen, auseinander und stürtzte ab.
Damit hatte der Kommandeur den Einbruch in das englische Gros begonnen, er sammelte seine 30 Flugzeuge wieder und raste jenen beiden Geschwadern nach, die schon bis nach Le Cateau durchgebrochen waren. Die Engländer bogen sofort ab, um schleunigst wieder hinter ihre Front zurückzukommen, aber es war zu spät. Das jagdgeschwader I griff an.
Nach wenigen Minuten waren die beiden englischen Geschwader völlig auseinandergerissen und aufgelöst, in zahlreichen Einzelkämpfen knatterten die Gegner umeinander und innerhalb 25 Minuten war die Entscheidung gefallen. Um 11 Uhr hatte der Leutnant Sußmann seinen Gegner erledigt. Um 11.05 Uhr hollte der Leutnant Kirchstein den ersten Engländer seines Lebens aus der Luft, ein bis dahin unbekannter Offizier, der mit diesem Abschuß eine sehenswerte Liste innerhalb des Geschwaders zu schreiben begann. Um 11.10 schoß der Leutnant Loewenhardt einen Breguet in Fetzen. In derselben Minute vernichtete Oberleutnant Reinhard einen Bristol Fighter, der in der Luft zerplatzte und mit seinen brennenden Teilen in die verwüstete Landschaft stürzte. Um 11.15 wurde der Leutnant Wolff, ein Namensvetter zweier schon bekannter Wolffs, in den ersten Siegeskampf seines Lebens verwickelt, er schickte den Einsitzer zur Erde hin,unter, wo dieser zu Staub auseinanderersprang.
Um dieselbe Minute stürzte sich der Kommandeur auf einen Sopwith Camel, der gar nicht zu Schuß kam, trotz der respektabelen Führerwimpel an seinen Tragflächen; er ging sausend nach unten und mußte bei Moulain landen.
Fünf Minuten später schoß der Vizefeldwebel Scholz einen Sopwith herunter, es war sein 4. Luftsieg. Zwei Minuen später, genau um 11.22, setzte sich derselbe Vizefeldwebel hinter den nächsten Sopwith, der ihn vors Gewehr kam, und sah ihn nach wenigen Minuten brennend abstürzen. Um 11.25 zerplatzte unter den Schüssen des Leutnants Friedrichs wieder ein Sopwith.
Als sich nach diesen heißen fünfundzwanzig Minuten die dreißig Jagdflugzeuge umsahen, entdeckten sie zuerst, daß die Engländer verschwunden waren und zweitens stellten sie ungefähr fest, daß keiner vom eigenen Geschwader fehlte. Ein Rudel von feindlichen Geschwadern innerhalb einer knappen halben Stunde verjagt, mitten aus diesem Geschwader neun Flugzeuge herausgeschossen und keinen einzigen Mann und keine Maschine als Verlust…Sie hatten dem toten, überlegenen Material an sich, der zhalenmäßigen Überlegenheit überhaupt, etwas entgegengesetzt, was eben nicht mit Geld, weder mit englischen, noch mit amerikanischem, noch mit irgendeinem Gelde der Welt zu bezahlen ist, noch zu liefern: ihre bewundernswerte Fähigkeit, mit weniger guten Maschinen, mit weniger gutem Material, mit weniger gut ernährten Besatzungen die heißesten Kastanien met Eleganz aus dem Feuer zu holen.
Die ritterliche Kameradschaft des Kommandeurs kam an diesem Tage und in diesem Kampfe wieder einmal hinreißend zum Ausdruck. Was klatschten die englischen und französischen Flieger? Er würde sich, um eine möglichst hohe Abschußziffer zu erreichen, entweder aus eigenem Wunsch oder auf höheren Befehl Abschüsse seiner Kameraden auf die eigene Liste überschreiben?
In der Meldung des Rittmeisters ber seine Tätigkeit in der Luftschlacht von Le Cateau heißt es unter anderem:
“…und ich schoß mit Leutnant Sußmann, Jasta 11, zusammen den letzten Gegner, einen Bristol Fighter, ab. Er verlor die Tragflächen und Leutnant Sußmann brachte ihm zum Absturz.
… das mir am nächsten fliegende Flugzeug, scheinbar ein Breguet oder ein Bristol Fighter, wurde von mir und Leutnant Loewenhardt beschossen, worauf dem Gegner der Benzintank zerschossen wurde und ich sah, wie das Flugzeug senkrecht abstürtzte. Leutnant Loewenhardt brachte es zum Absturz…”
Wem wurde also dieser Abschuß und der zweite Abschuß angerechnet? Auf Grund der Zeugenaussage des Kommandeurs den Leutnants Sußmann und Loewenhardt.
Der Auftrag des Jagdgeschwaders I war ausgeführt.
Die gewaltsame Aufklärung englischer Geschwader war restlos verhindert worden. Der große Tag X konnte seiner Erfüllung antgegengehen, ungestört, ungehindert, unbeobachtet.”
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