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Event ID: 438

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Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935

20 March 1918

50.15874809441372, 3.2756155502875597
Awoingt
Cambrai

Source ID: 58

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935 p.  71 

“In der Abenddämmerung des 20. März tauchten hoch über Awoingt die Maschinen der Jagdstaffeln auf, landeten und wurden schleunigst in die Zelte geschoben, ungesehen, ungehört und unvermutet von den Engländern. Der Rittmeister bittet in der Nacht seine Staffelführer zu sich. Er hat seit Tagen den Befehl des Kommandeurs der Flieger der II. Armee in Händen. Der Befehl ist klar, energisch, zuversichtlig. Er lautet:

  1. Bis zum Kampfbeginn hatten die Jagdstaffeln neben dem Schutz der Aufklärer die Verschleierung des Aufmarches sicherzustellen. Bei Beginn des Kampfes verschiebt sich ihre Tätigkeit über das Schlachtfeld in den Feind so weit hinein, daß die feindliche Lufterkundung (Flieger und Fesselballon) niedergekämpft wird, die eigene Aufklärung freie Beobachtung in der Höhe hat, aus der sie mit den Augen beobachten kann.
  2. Das Vertrauen zu ihren Jagdfliegern ist die Grundlage hierzu. Den Jagdfliegern wiederum ist es dadurch vergönnt, an der Aufgabe mitzuwirken, dem Feinde die Handelsfreiheit zu nehmen.
  3. Der Jagdraum ist mit oben genannten Befehlen angeordnet. Am 1. Schlachttag kommt es besonders darauf an, das Gebiet zwischen Villers, Guislein, Nurlu und Bellincourt, Roisel vom Feinde völlig frei zu kämpfen. Jagdgebiete Nord und Süd greifen in diesem Gebiet stark ineinander über.
  4. Jagdflüge außerhalb des Gebiets unmittelbar über dem Schlachtfeld sind verboten. Bei Verfolgung durchbrechender feindlicher Geschwader ist zu bedenken, daß das Schlachtfeld von Jagdfliegern nicht entblößt werden darf.
  5. Den Einsatz der Jagdflieger regeln nach obigen Befehlen Rittmeister Freiherr v. Richthofen und Oberleutnant Kohze.
  6. Vom Tagesgrauen an bis 9.45 vormittags sind nur schwächere Jagdkräfte zu entwickeln, von 9.50 vormittags ab bis 1.00 mittags muß stärkerer Einsatz sichergestellt werden. In der Zeit vom Morgengrauen bis 9.45 vormittags kommt es darauf an, unseren Überwachungsfliegern freie Bahn zu schaffen, feindlichen Aufklärern das Vortstoßen über unsere Front zur Erkundung unserer Artillerie und der massierten Angriffsdivisionen zu verhindern. Vom Sturm an 3 Stunden lang muß der Gegner unbedingt blind sein, damit er keine Gegenmaßregeln treffen kann.
  7. Die Tätigkeit unserer Flieger muß der Infanterie und Artillerie unbedingte Siegeszuversicht geben.
  8. Jagdstaffel Loewenhardt greift zwischen 9.45 und 10.00 vormittags die Fesselballons an. Im laufe des Tages sind die Angriffe zu wiederholen.

Der Kommandeur des Jagdgeschwaders I brauchte diesem Befehl nicht viel hinzufügen. Er entspricht völlig seiner eigenen Anschauung. Und seine Staffelführer kennen ihn genügend, im ihrerseits zu wissen, wie diese Anschauung aussieht. Ran! heißt sie, Ran! Das kurze, kalte, harte Angriffswort der preußischen Armee.”

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