Zum Geleit (Italiaander)
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21 April 1938
Source ID: 54
“Die Jugend wählt sich ihre Kriegshelden nach eigenem Ermessen, nicht unter den Heerführern und Feldherren, denen sie gewiß ihre ehrfürchtige Bewunderung zollt, aber deren Taten und Leistungen sie doch erst später in reiferen Jahren voll zu würdigen und in ihrer ganzen Größe zu erkennen vermag. Die heiße Begeisterungsfähigkeit der Jugend wendet sich der unmittelbaren und sichtbaren Tat zu. Nicht ein Scharnhorst und ein Gneisenau, auch nicht der volkstümliche Vater Blücher sind für sie heldisches Erleben; der Abstand ist zu groß. Ihre Begeisterung entzündet sich an den Schillschen Offizieren, an den wilden, verwegenen Reitern Lükows und an dem jugendlichen Dichter und Streiter Theodor Körner. Und später, als das Weltkriegsgeschehen am Anfang unseres Jahrhunderts stand, da hat es auch in der Jugend nicht gefehlt an andächtiger Bewunderung eines Hindenburg und eines Ludendorff, die Tannenberg schlugen und einer Welt von Feinden ringsum Halt geboten; auch den Führern und Admiralen, die aus der Skagerrak-Schlacht frischen Lorbeer heimbrachten, galt ihr Stolz und ihre Verehrung. In ihrem Herzen aber trugen sie den Sturmgesang, mit dem die jungen Regimenter einst bei Langemarck gegen den Flammengürtel des Feindes hervorbrachen, und höherer Klang als der Donner der Seeschlacht lag für sie in dem Namen Weddigen.
Ganz besonders entbrannte die Jugend angesichts der Taten unserer Kämpfer in der Luft. Eine neue Welt des Kampfes hat der Krieg hier erschlossen. Hier löst sich der Einzelne aus der Menge, hier erhob sich die Leistung zur unmittelbaren Einzeltat. Wie der Verfasser dieses Buches an einer Stelle sagt, so ist es: “Das Fliegertum ist in der heutigen Zeit diejenige Lebensform, in der sich das Heldische am stärksten ausdrückt.” Auf die deutsche Jugend ist dies heldliche Vorbild von größter Wirkung gewesen. An ihm entflammte sich leidenschaftliches Verlange. Die Namen eines Bölcke, eines Immelmann kannte das ganze Volk, am besten die Jugend. Immer neue traten hinzu. Immer größer wurde die Schar der kühnen Männer, deren Erfolge täglich wuchsen. Und der größte unter ihnen, einst ein Schüler des unvergeßlichen Bölcke, ward schließlich der unübertroffene Meister, Lehrer und Könner: Manfred von Richthofen. Er ward zum Vorbild an Tapferkeit, an entschlossenem Handeln, an unerschütterlicher Sicherheit des Wollens und Vollbringens. Nie ermattete seine körperliche und geistige Kraft, auch nicht in den schwersten Wochen des Krieges. Und doch haben nicht diese echt soldatischen Tugenden allein ihm die deutschen Herzen erobert. Er wäre nicht das Ideal und der Liebling des Volkes geworden, hätte nicht zur Seite seines Ruhmes gestanden stete treue Kameradschaft mit jedem, der gleich ihm den Soldatenrock trug, und ungewöhnliche Bescheidenheit. Denn einfach blieb sein Herz und schlicht sein Wesen. Erst diese hohen menschlichen Eigenschaften geben seinen Taten und seiner Person die Höchste Weihe. So ist der Klang des Namens Manfred von Richthofen Mahnung und Weckruf zugleich. Möge dieses Buch, des einen lebendigen Einblick in das Leben unseres Helden gewährt, ein Gedenkstein sein, der in unserer Jugend den leidenschaftlichen Willen wach hält, Leib und Leben einzusetzen, wenn das Vaterland ruft. Mit Kühnheit und Kraft, gleich ihrem großen Vorbilde Manfred von Richthofen, wird unsere Jugend dem Feinde entgegenziehen als furchtlose Streiter, für die das Wort gilt, das unser junger, im Weltkrieg gefallener Dichter Walter Flex einst in die Form goß:
Die Zähne zusammengebissen,
die Herzen zusammengerissen,
und vorwärts mit Hurra !
Thomsen
im Kriege Chef des Feldflugwesens und Chef des Generalstabes der Luftstreitkräfte.”
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