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Dritte Nacht auf Patrouille

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
5 August 1914
südwestlich Kalisz
Kalisz
Kalisch

„Liebe Mama!
Wie mag es euch in diesen bewegten Zeiten ergehen? In Schweidnitz seid ihr ja ganz gewiß am sichersten. Ich bin nun schon die dritte Nacht in Rußland auf Patrouille. Vor mir sind keine deutschen Truppen, ich bin also am weitesten vorgeschoben. Man verroht mit Windeseile. Daß ich meine Sachen schon seit vier Tagen nicht mehr auszog und mich seit der Kriegerklärung nicht mehr wusch, finde ich schon ganz in der Ordnung. Schlafen tue ich mit meinen sechs Mann nur sehr wenig – natürlich nur unter freiem Himmel. Die Nächte sind ganz schön warm, aber heute, im Regen draußen, war’s weniger amüsant. Zu essen gibt es wenig; nur mit Gewalt bekommt man etwas. Von meinen Leuten ist noch keiner verwundet. Wenn dich dieser Brief trifft, bin ich vielleicht schon an der französischen Grenze. Eben donnerten wieder aus Richtung Kalisch die Kanonen, muß man mal sehen, was los ist. Herzlichen Gruß sendet euch allen aus dem nahen Rußland

Euer Manfred.“

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