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Anekdoten vom Urlaub

Event ID: 651

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Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920

18 May 1917

50.84890767354939, 16.476310886960174
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Source ID: 55

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920 p.  222 

“Lothar schreibt: Als Manfred seinen fünfzigsten Luftsieg errang, wurde er ins Große Hauptquartier befohlen. Schnell schoß er noch auf einem Fluge feinen einundfünfzigsten und zweiundfünfzigsten ab und flog dann los, um sich am 2. Mai zu melden. Bei der Kaiserin mußte er sich  auch vorstellen. Die Kaiserin hatte solches Interesse an der Fliegerei, daß sie selbst auf dem Flugplatz erschien. Mein Bruder hatte nun zum Fliegen die alte Lederjacke an, in der er seine sämtlichen Luftsiege errang. Gleich nach der Landung meldete er sich bei der Kaiserin. Um es  gewissermaßen zu rechtfertigen, daß er seine alte Lederjacke zu dieser feierlichen Gelegenheit angezogen habe, erzählte er, daß er mit ihr seine zweiundfünfzig Luftsiege errungen habe. Die Kaiserin streichelte die gute Jacke und sagte: „Die gute Jacke, zweiundfünfzig Luftsiege hat sie mitgemacht.“

Nachdem Manfred sich gemeldet hatte, fuhr er nach Berlin. Dort benutze er eine Droschke, um ins Hotel zu gelangen. Beim Aussteigen meinte der Droschkenkutscher: „Na, Herr Rittmeister, die Lederjacke könnten Sie mir auch schenken, die könnte ich ja nachts  noch ganz gut tragen.“

In Schlesien benutze Manfred zu einem Fluge einen Halberstädter Einsitzer. Die Kameraden sagten ihm noch, in der Heimat brauche man sich nicht festzuschnallen; jedoch mein Bruder bestand darauf, weil er es sonst immer tut. Mitten zwischen Schweidnitz und Breslau ließ er den Steuerknüppel mal los. Eine normale Maschine fliegt dann in derselben Lage weiter. Wenn an der Front mal nichts los ist, macht man das manchmal, legt dann die Hände auf die Seitenwand und bewundert die Gegend. Dann fliegt der Apparat sozusagen allein. Mein Bruder hatte nicht daran gedacht, daß er eine ganz fremde Maschine flog. Plötzlich flog er in entgegengesetzter Richtung weiter und zwar auf dem Rücken. Er hing bloß noch in den Gurten; doch glücklicherweise hatte er sich diese umgemacht, sonst wäre er ohne weiteres herausgestürzt. Die Maschine war so kopflastig, daß sie im Augenblick des Loslassens vorn überging und diese Bewegung fortsetze, bis sie mit den Rädern nach oben weiter flog. Glücklicherweise bekam mein Bruder das Flugzeug gleich wieder in die richtige Lage. Er meinte aber, der Schrecken hätte ihm noch in den Gliedern gelegen, als er schon gelandet war.

In einer Ausstellung ist sein Ölbild ausgestellt. Um es sich einmal anzusehen, betritt er die Ausstellung. Er ist zwar in Uniform, hat jedoch einen Umhang um, so off der Pour le mérite nicht zu sehen ist und er ein Erkennen kaum zu fürchten hat. Bei seinem Bilde steht ein Herr. Er tritt zu ihm hin und sagt: „Finden Sie nicht auch, daß das Bild eine gewisse Ähnlichkeit mit mir hat?“ Der Herr dreht sich um, sieht erstaunt meinen Bruder von oben bis unten an und sagt: „Na, das brauchen Sie sich aber nicht einzubilden.“ In der weiteren Unterhaltung erfuhr der Herr seinen Irrtum.”

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