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Arlon

Event ID: 95

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Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien

15 August 1914

August 1914?
49.68375801221441, 5.814489300182639
near Arlon
Arlon

Source ID: 4

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien p.  28 

“Wir marschierten und marschierten, die Patrouillen weit voraus, bis wir eines schönes Tages bei Arlon waren. Es überlief mich ganz spassig den Buckel ‘runter, wie ich zum zweitenmal die Grenze überschritt. Dunkle Gerüchte von Franktireurs und dergleichen waren mir bereits zu Ohren gekommen. Ich hatte einmal den Auftrag, die Verbindung mit meiner Kavalleriedivision aufzunehmen. Ich habe an diesem Tage nicht weniger als hundertundzehn Kilometer mit meiner gesamten Patrouille geritten. Nicht ein Pferd war kaputt, eine glänzende Leistung meiner Tiere. In Arlon bestieg ich nach den Grundsätzen der Taktik des Friedens den Kirchturm, sah natürlich nichts, denn der böse Feind war noch weitab. Man war damals noch ziemlich harmlos. So hatte ich z. B. meine Patrouille vor der Stadt stehenlassen und war ganz allein mit einem Rad mitten durch die Stadt zum Kirchturm gefahren. Wie ich wieder ‘runterkam, stand ich inmitten einer murrenden und murmelnden Menge feindselig blickender Jünglinge. Mein Rad war natürlich geklaut, und ich konnte nun eine halbe Stunde lang zu Fuss laufen. Aber das machte mir Spass. Ich hätte so eine kleine Rauferei ganz gern gemocht. Ich fühlte mich mit meiner Pistole in der Hand ganz kolossal sicher. Die Einwohner hatten sich, wie ich später erfahren habe, sowohl einige Tage vorher gegen unsere Kavallerie als auch später gegen unsere Lazarette sehr aufrührerisch benommen, und man hatte eine ganze Menge dieser herren an die Wand stellen müssen. Am Nachmittag erreichte ich mein Ziel und erfuhr dort, dass drei Tage vorher, ganz in der Gegend von Arlon, mein einziger Vetter Richthofen gefallen war. Ich blieb den Rest des Tages bei der Kavalleriedivision, machte dort noch einen blinden Alarm mit und kam nachts spät bei meinem Regiment an. Man erlebte und sah eben mehr als die anderen, man war eben doch schon mal am Feind gewesen, hatte mit dem Feinde zu tun gehabt, hatte die Spuren des Krieges gesehen und wurde von jedem einer anderen Waffe beneidet. Es war doch zu schön, wohl doch meine schönste Zeit im ganzen Kriege. Den Kriegsanfang möchte ich wieder mal mitmachen.”

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