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Ein Tropfen Blut fürs Vaterland

Event ID: 110

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Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien

23 August 1915

51.2245376462922, 2.896344620920157
Royal Palace Hotel
Oostende

Source ID: 4

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien p.   

Ein Tropfen Blut fürs Vaterland (Ostende) Verwundet bin ich eigentlich nie worden. Ich habe wohl immer im entscheidenden Moment den Kopf weggenommen und den Bauch eingezogen. Oft habe ich mich gewundert, daß sie mich nicht gehascht haben. Einmal ging mir ein Schuß durch beide Pelzstiefel durch, ein andermal durch meinen Schal, wieder einmal an meinem Arm durch den Pelz und die Lederjacke durch, aber nie hat es mich berührt. Da flogen wir eines schönen Tages mit unserem Großkampfflugzeug los, um die Engländer etwas mit Bomben zu erfreuen, erreichten das Ziel, die erste Bombe fällt. Es ist natürlich sehr interessant festzustellen, wie der Erfolg dieser Bombe ist. Wenigstens den Einschlag möchte man immer gerne sehen. Mein Großkampfflugzeug, das sich für das Bombenschleppen ganz gut eignete, hatte aber die dumme Eigenschaft, daß man von der abgeworfenen Bombe den Einschlag schlecht sehen konnte, denn das Flugzeug schob sich nach dem Abwurf über das Ziel weg und verdeckte es mit seinen Flächen vollkommen. Dieses ärgerte mich immer, denn man hatte so wenig Spaß davon. Wenn’s unten knallt und man die lieblich grau-weiße Wolke der Explosion [60]sieht und sie auch in der Nähe des Zieles liegt, macht einem viel Freude. So winkte ich meinen guten Zeumer ein und wollte eigentlich, daß er so etwas mit dem Tragdeck beiseite ging. Dabei vergaß ich, daß das infame Ding, mein Äppelkahn, zwei Propeller hatte, die sich rechts und links neben meinem Beobachtersitz drehten. Ich zeigte ihm ungefähr den Einschlag der Bombe – und patsch! habe ich eins auf die Finger. Etwas verdutzt anfangs, stellte ich dann fest, daß mein kleiner Finger zu Schaden gekommen war. Zeumer hatte nichts gemerkt. Das Bombenwerfen war mir verleidet, schnell wurde ich meine letzten Dinger los, und wir machten, daß wir nach Hause kamen. Meine Liebe zum Großkampfflugzeug, die sowieso etwas schwach war, hatte durch diesen Bombenwurf schwer gelitten. Ich mußte nun acht Tage lang hocken und durfte nicht mitfliegen. Jetzt ist es nur noch ein Schönheitsfehler, aber ich kann doch wenigstens mit Stolz sagen: »Ich habe auch eine Kriegsverwundung.«

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