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Hindenburg und Ludendorff

Event ID: 625

Categories: 

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920

02 May 1917

49.837291383185374, 7.852933158611976
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

Source ID: 55

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920 p.  143 

“Am nächsten Tage mußte ich mich Hindenburg und Ludendorff vorstellen. Hindenburg war, wie üblich, zur Besuchszeit mit Zivilisten und Uniformierten überhäuft, so daß ich wenig mit ihm sprach.

Im Vorzimmer von Ludendorff saß ich eine Stunde und hatte Gelegenheit zu beobachten, wie dieser Mann beschäftigt ist. In dem Raum, in dem ich saß, waren eine Menge hoher und wichtiger Persönlichkeiten. Da saß Ballin, neben ihm ein hoher Generalsstabsoffizier mit einem dicken Aktenbündel; dann wieder der Minister des Äußeren. Bethmann hatte sich auch angemeldet, Helfferich kam gerade heraus; so und so viele Generale warteten auch noch auf Audienz, und dazu kam ich.

Nach einer Stunde winkte mir der Adjutant und schob mich rein. Ludendorff stand auf, gab mir die Hand, fragte mich nun nicht: “Wie geht’s Ihnen denn? Sie sehen so dick und munter aus”, sondern winkte bloß mit der Hand auf einen Stuhl und fragte: “Wie ist jetzt der Flugbetrieb bei Arras?” Ich fing ihm dann an zu erzählen und ging wohl so in ein kleines Schwäßchen über, was weniger militärisch Wichtiges enthielt. Da schnitt er mir einfach die Rede ab und kam auf Dinge zu sprechen, die ich eben erwähnt hatte. Man merkte gleich, er geht aufs Ganze. Nachdem er aus mir herausbekommen hatte, was er über den Flugbetrieb an der Hauptkampffront von Arras wissen wollte, war ich kurz entlassen. Ich muß sagen, ich war ganz zufrieden, denn dieser ernste, sachlich nüchtern denkende Mensch war mir unheimlich.

Am abend des 2. Mai war Hindenburg beim “Kogen” eingeladen. Die Sache war mir zu Ehren arrangiert. Ludendorff erschien gleichfalls. Ich saß rechts von Hindenburg. Bei Tisch hielt er eine Rede auf mich. Alles Sachen, die mir glatt runtergingen! Im Laufe des Gesprächs fragte er mich in seiner gutmütigen, ruhigen Art, die ein unbedingtes Vertrauen einflößt: “Nun sagen Sie mal, Richthofen, sind Sie auch Kadett gewesen?” Ich erzählte ihm, daß ich bei der 2. Kompagnie in Wahlstatt, und zwar auf Stube 6 meine militärische Laufbahn begonnen hätte. Da sagte der alte Herr: “Na sehen Sie, ich habe auch auf Stube 6 angefangen, Soldat zu spielen, und habe der Stube zur Erinnerung mein Bild geschenkt.””

 

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