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MvR in Schweidnitz

Event ID: 376

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Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.

17 September 1917

50.84890767354939, 16.476310886960174
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Source ID: 10

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937. p.  127 

“Am 17. September telegrafierte Manfred, daß er nachmittags auf dem Luftwege ankommen würde. Wir warteten auf dem Exerzierplatz. Um sechs Uhr erschien das rote Flugzeug, das nun sein Privateigentum ist. Im letzten Glühen eines reinen Septembertages erweckte es den Eindruck, als wenn es sich mitten aus der Sonne herauslöste. Manfred flog erst einmal über die Stadt, wo er bermerkt und mit großem Jubel begrüßt wuder. Der vorher leere Landungsplatz war mit einem Schlage von Menschen gefüllt. Das Brausen der Stimmen übertönte den Motor. Das Flugzeug setzte so sanft auf wie ein Schmetterling. Mühe hatten wir, trotz der Absperrung, bis zu unserem hause zu gelangen. Manfreds Verwundung ist tiefer, als ich gedacht hatte. Mit Betrübnis bemerckte ich, daß das Haar auf seinem Kopf dünner geworden ist. Es sah aus, als bekäme er eine Glatze. Vielleicht ist das Haar an dieser Stelle nur ausgefallen und w¨chst wieder nach. – Er hatte als Kind so wunderbare Locken, die wie gesponnenes Sonnenlicht schimmerten. Albrecht, Lothar und Bolko kamen angereist. Seit Weihnachten 1915 waren wir zum erstenmal wieder alle hier versammelt. Ich war glücklich in dem Frieden, in der Geborgenheit meiner Familie. Zu meinem Schrecken stelle ich fest, daß Manfreds Kopfverletzung noch lange nicht geheilt ist. Der Knochen liegt noch frei. Einen Tag um den anderen geht er in ein hiesiges Lazarett, um den Verband wechseln zu lassen. Er sieht schlecht aus und ist reizbar. Bisher war er mir vorgekommen wie Jung-Siegfried der Unverwundbare. Seine Elastizität, die leichte Art, mit der er seine Luftkämpfe beschrieb, hatten mir ein wenig über die furchtbare Gefahr seiner Tätigkeit hinweggetäuscht. Aber einer nach dem anderen der glänzenden jungen Fliegerhelden war gefallen. Sie alle waren Könner und von beispielloser Tapferkeit gewesen. Jetzt hatte sich das Verhängnis auch an Manfred gewagt – er war verwundet worden. “Wie ist das eigentlich gekommen?” fragte ich ihn. “Sie haben mich eben getroffen”, war die rasche Antwort. Woher der Schuß kam, das wußte er selbst nicht zu sagen. – Aber wahrscheinlich von der Erde aus. Wir gingen durch den Garten, und jetzt wollte ich es aussprechen, was ich mir vorgenommen hatte: “Hör auf mit dem Fliegen, Manfred.” “Wer sollte denn den Krieg ausfechten, wenn wir alle so dächten…? Allein der Soldat im Schützengraben?!…Wenn die zur Führung Berufenen versagen, kommt es bald so wie in Rußland.” “Aber der Soldat wird von zeit zu zeit abgelöst, geht in Ruhestellung, während du täglich in 5000 Meter Höhe mehrmals die gefährlichsten Duelle bestehst.” Manfred wurde ungeduldig. “Würde es dir gefallen, wenn ich mich jetzt in Sicherkeit brächte und auf meinen Lorbeeren ausruhte?” Nein – hier war nichts zu machen; Manfred würde weiterkämpfen, bis – bis – der Krieg zu Ende ging.”

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